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Einstellung & Justage eines Vintage-Tremolo

Erwähnenswert bei F@ndergitarrenmodellen ist das Einstellen der Bridge bzw.des Tremolos.

Tremolo MSIMA-F@nder-VintageHier sind einige Eigenheiten des von Musima-Eigenen kopierten Vintage-F@nder-Tremolos (mit 6 Befestigungspunkten) zu beachten. Das trifft natürlich auch bei den originalen F@nder-Modellen zu. Die Funktionsweise beim Justieren dieser Tremolos ist  mir erst nach mehrfachem Ausprobieren und etlichen Basteleien bewusst geworden.
Entgegen vieler Beschreibungen die im Internet kursieren und die Einstellung nur über die Federzugkralle und den Federblock vornehmen, bin ich zu einem anderen Ergebnis gekommen.
Da ich weiß, dass viele Musiker Probleme mit diesem Vintage-Tremolo haben, hier die detailierte Beschreibung.

Der Tremoloblock wird mit sechs Schrauben auf dem Body montiert. Diese 6 Schrauben erfüllen mehrere Funktionen:

  • Anschlag des Kippverhaltens Richting Hals
  • Einstellung der Gängigkeit des gesamten Tremolos
  • als Tremstop

Das heißt - je nach dem, mit welchem Drehmoment ich die Schrauben anziehe, dem entsprechend wird das Bendingverhalten und die Stimmstabilität des Tremolos maßgeblich beeinflusst.
Grund - die Lochdurchführungen der Schrauben sind so angeordnet, dass sie auf der zum Body zugerichteten Seite in einer abgeschrägten Fläche enden. Somit begrenzen die obenliegenden Schraubenköpfe das Nick- und ebenfalls das Zurück-Kipp-Verhalten.

Tremolo Grundplatte von untenEinstellung für normales Vibrato:
Die Schrauben sollten vorerst mit grob gestimmter Gitarre so eingestellt werden, dass die Grundplatte parallel zum Body steht aber nicht fest sitzt.
Bei dieser Einstellung ist nur ein Nachlassen der Saiten (down) möglich, ein Bending nach Oben lässt die Grundplatte auf den Gitarrenkörper auf schlagen und wird zusätzlich oben durch die Schraubenköpfe begrenzt.
Die Wahl der Federn ist hierbei reine Geschmaksache - wichtig ist nur, dass die Federspannung das Tremolo komplett in die Ausgangsstellung zurückholt. Mehr oder weniger Federn bzw. das Schrägstellen der Ferdern und das Einstellen des Federzuges am Federhaken bewirkt nur, wie leicht sich der Hebel nach unten drücken lässt und ob beim Finger-Bending die Bridge nachgibt.
Bei meiner Musima waren original 5 Federn montiert. Das rührt daher, weil es in der DDR nur starke E-Gitarren-Saiten aus Stahl gab. Selbst die dünnsten Saiten von MONOTEX  hatte eine e-11-er Stärke.
Ich bin nach langen Ausprobieren mit einem orig. 09-er F@nder-Satz - mit meinem Geschmack für das Ansprechverhalten des Vibratos - mit gerade mal 2 Federn ausgekommen. Der Federzughalter (Krallen-Block) wurde allerdings bis zum Anschlag angezogen und die Federn zum Verlängern des Zugmaßes schräg gestellt (V-Form)
Mit dieser Einstellvariante ist die Gitarre absolut stimmstabil, weil der Tremoloblock durch die Schrauben begrenzt wird.

Mit weiterem leichten Anziehen der Schrauben, kann man jetzt noch das Nickverhalten begrenzen, da die Schrauben das Tremolo immer mehr blockieren. Das Anziehen der Schrauben ist so weit möglich, bis die Brücke komplett blockiert und kein Tremolo mehr möglich ist.

Schaller Sure ClawEinstellung für Bending in zwei Richtungen (up/down):
- jetzt wird es etwas komplizierter. Damit sich das Vibrato in beide Richtungen (up & down) bewegen kann, dürfen die Schrauben nur soweit angezogen werden, bis die Grundplatte schräg aufliegt - d.h. das Tremolo neigt sich nach vorne Richtung Hals und befindet sich in einer Schwebe (schwimmend). 2 bis 3mm Schrägstellung sind hier vollkommen ausreichend.
Allerdings kann man für diese Einstellvariante auch spezielle Schrauben kaufen. welche Nuten  im Abstand von ca. 1mm unterhalb der Schraubenköpfe besitzen, in die die Löcher der Tremologrundplatte einrasten und somit das Tremolo in der Waagerechten schwebend motiert werden kann. .
Bei dieser Extrem-Tremolo-Variante ist der Fedrzug auf das genaueste einzustellen - auch jedes Neuaufziehen der Saiten erfordert meist eine Neujustage des Federzuges.

Hierfür gibt es ein kleines sehr hilfreiches Teil, das sich jeder zulegen sollte, der diese Einstellung wählt. Z.B. das Schaller Sure Claw (Bild)  lässt sich problemlos im Federkasten  jeder Gitarre montieren, vorausgesetzt, dieser ist lang genug gefräst. Hiermit ist es möglich, mit dem Imbusschlüssel die Federzugkralle nach vorne bzw. hinten zu bewegen um die Federspannung zentral einzustellen zu können.
Wer eine Abdeckplatte auf dem Federzugkasten im Body bevorzugt, bohrt an der Stelle, wo der Imbusschlüssel in den Einstellblock gesteckt wird, einfach ein Loch - hiermit ist selbst das Einstellen von Außen möglich.
Diesen Sure Claw empfehle ich auch Jedem, der ein Floyd-Rose oder Vintage Trem mit 2-Punkt-Auflage besitzt, da diese Tremolos  "schwimmend" gelagert sind und eine ständige Federjustage erfordern.
Wer dieses Teil nicht besitzt, muss sich mit der Einstellung mittels Schrauben in den Body befestigten Federkrallen begnügen.

Ablauf der Justierung:

  • Befestigungsschraben der Bridge soweit anziehen, dass diese noch leicht nach vorne und hinten kippen ohne zu klappern
  • Gitarre genau stimmen
  • Anzahl der Federn wählen, die die Saitenspannung und das Tremolo in Schwebe halten
  • Federspannung soweit einstellen, bis die Grundplatte anfängt Richtung Body zu kippen aber noch schräg steht
  • Gitarre erneut stimmen, bis das gewünschte Resultat erreicht ist

Jetzt kann das Tremolo in beide Richtungen (up & down) bewegt werden - Problem - die Gitarre ist nicht mehr absolut stimmstabil. Hierfür kann man aber noch ein weiteres Hilfsmittel einbauen, um die Stimmstabilität weitestgehend zu erreichen.
Göldö  BackBoxEin kleiner Helfer ist hier ein Tremolo-Blockiersystem  - welches verhindert, dass der Tremoloblock zu weit  in Richtung Federzug zurückkippt. Mit diesem System kann mittels Einstellschraube ein Anschlag eingestellt werden, an dem sich der Tromoloblock anlegt.
Weiterhin ist der Anschlag Federgelagert (einstellbarer Federdruck), mit dem ein Bending in beide Richtungen noch möglich ist.

Wem die Tremolobewegung in eine Richtung ausreicht und wer das Geld für dieses Teil nicht investieren will, kann sich mit einem selbstgebauten Hartholzklötzchen, auf das ein kleiner dünner Filz- oder Gummipuffer geklebt wurde, behelfen.
Das Holzböckchen (in das vorher Löcher gebohrt wurden) wird nach der Einstellarbeit einfach mit 2 kleinen Holzschraben  so in den Federzugkasten montiert, dass der Tremoloblock fest anliegt. Hilfsmittel kann hierfür ein flacher Holzkeil sein, der unter die Grundplatte der Bridge geschoben wird und eine leichte Vorspannung simuliert.

Weitere Hilsmittel für die Stimmstabilität:

Um eine erweiterte Stimmstabilität der Gitarre zu erreichen, werden im Hardwarebereich verschiedenste Artikel angeboten.
Ich persönlich habe noch keines der "Tuningobjekte" für meine Gitarren benötigt - aber es gibt eindeutige Beweise, dass nachfolgende Materialien Probleme lösen konnen.

Mechanik / Wirbel - auch mit Locking-System:

Grundvoraussetzung ist ein stimmstabiles Wirbel- und Mechanik-System. Saiten sollten auch nie mehr als 2 1/2 - 3 Windungen auf der Mechanik aufgespult werden, da dies schon bei Temperaturänderung die Längenausdehnung der Saite mit beeinflusst.
Genauso können sich beim Bending die Windungen auf der Spule entspannen und vieleicht nicht in ihre Ausgangsposition zurückbewegen.
Wer das Geld investieren will - Abhilfe schaffen hier Mechaniken mit Locking-System. Mit diesen Systemen können die Saiten ziemlich kurz im Wirbel geklemmt werden und müssen für die Festigkeit nicht mehrfach gespult werden - manche schwören drauf - mir sind sie zu schwer weil diese das Sustain beeinflussen (dämpfen Schwingungen der Kopfplatte).

Die Wirbelbuchsen sollten auf jeden Fall leichtgängig sein. Innen abgeriebene Buchsen und abgenutzte Wirbel sollten auf jeden Fall durch neue ersetzt werden, da sie beim Stimmen ruckeln und so nicht stimmstabil sind.
Ich verwende als Gleitmittel für die Buchsen (ganz besonders in Konzertgitarren) Hartwachs. Das hat super Gleiteigenschaften bei allen Materialien und hält länger als jedes Öl. Die Mechaniken werden demontiert, mit einem kleinen Pinsel innen und außen ein wenig Wachs auf die Laufflächen aufgetragen, trocknen lassen und dann wieder zusammenbauen - hält viele Jahre mit guten Erfahrungen.

Rollen- und Graphitsattel, Saitenböckchen mit Rollenauflage

Beim Bending der Saiten mit dem Tremolohebel, unterliegen die Saiten und deren Auflage extremen Belastungen. Die Saiten ziehen und schieben sich bei ihrer Dehnung über ihre Auflage und diese können im ungünstigsten Fall die Dehnung abbremsen.

Für diese Probleme bieten verschiedenste Hersteller Hardware an:

  • Rollensattel - ist ein Sattel, der keine Kerben, sondern eingesetzte Rollen besitzt, über die die Ausdehnung der Saite "abgerollt" wird.
  • Saitenreiter mit Rollen - haben die selbe Funktionsweise wie der Rollensattel - nur am Steg
  • Graphitsattel - ist ein aus hohen Graphitanteilen bestehender Sattel, der in den Kerben verbesserte Gleiteigenschaften bietet.
    Notlösung  - wenn mann die Sattel-Kerben mit Bleistiftstaub einreibt wird ein ähnlicher Gleit-Effekt erzeugt - ist aber nicht ewig haltbar.
    ! ! ! Der Graphitstaub hilft nicht bei zu engen Sattelkerben - z.B. wenn srärkere Saiten aufgezogen wurden - die Kerben müssen dann angepasst werden. ! ! !
  • Klemmsattel - besitzt Klemmverschraubungen, damit sich die Saiten nicht über den Sattel Richtung Kopfplatte hinaus dehnen können - ist aber nur zu empfehlen wenn die Bridge mit Feinstimmern (wie z.B. Fl@yd-Rose) ausgerüster ist, da beim Stimmen ohne Feinstimmer die Klemmverbindungen jedesmal gelöst werden müssen.

Kopfplatte mit 2 SaitenniederhaterSaitenniederhalter:

Auch kann die nachträgliche Montage von Saitenniederhaltern auf der Kopfplatte bei diesen Problemen Abhilfe schaffen.
Diese drücken die Saite fester nach Unten in die Sattelkerben und verhindern von vornherein durch diese Klemmwirkung ein Rutschen der Saiten.
Man benötigt nur 2 Niederhalter für die vier hohen Saiten, da die Baßsaiten 1. umsponnen sind und eigentlich nicht in der Kerbe rutschen sollten und 2. ist der Spannwinkel der Kopfplatte (bei St@t-typen) an den 2 tiefen Saiten schon so steil, dass der Andruck ausreichen sollte. Allerdings wird bei zu großem Anpressdruck und zu großer Reibung die Stimmstabilität und der Spielkomfort beim Bending mit den Fingern auf den unteren Lagen negativ beeinflusst.
Für Spezialfälle (z.B. Paula-Modelle) gibt es Seitenniederhalterbrücken, die alle sechs Saiten fixieren.
Bei Modellen mit abgewinkelter Kopfplatte (8°-13°) besitzen die Saiten einen erhöten Anpressdruck auf dem Sattel - die Saiten-Schwingungen werden meist optimal übertragen - das Sustain ist gewährleistet.

Was Saitenniederhalter mit Rollen für eine Funktion haben, kann ich nicht so richtig nachvollziehen - F@nders neueste Technik mit geringen Reibungswiderstand. Dann benötigt man zusätzlich in Kombination einen Rollensattel, eine Rollen-Bridge und eine Ölkanne, mit der man dann alle mechanisch beweglichen Teile immer abschmieren kann, wenn sie quietschen. Das beste ist, am Steg und Sattel fixierte Saiten - punkt.

Welches System aus physikalischer Sicht am günstigsten ist, lässt sich nicht eindeutig sagen - das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Ich mit meiner technischen Logik favoritisiere immer die Klemmung der Saiten in dem Bereich, in dem sie sich dehnen sollen - also zwischen Steg und Sattel.
 

Fortsetzung folgt

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