Lenker und Armaturen
Kurzbericht zur Restauration vom Lenker und den Lenkerarmaturen.
Der 1. Lenker:
ist momentan am Fahrzeug verbaut - ein Unikat und nicht wiederbeschaffbarer hoher Lenker - ähnlich wie sie später für die S51-Enduro gebaut wurden. Die Verchromung zeigte schon ganz kleine Rostnarben, die ich aber sicher problemlos wegpoliert kann. Um diesen für später vor Rost zu Schützen, wird er hauchdünn mit farblosem, kratzfestem Hochtemperaturlack lackiert und dieser dann bei 160°C eingebrannt. Den Lack kann man auf dem Chrom als solchen nicht erkennen und wirkt optisch auch wie ganz normaler Chrom.
Als ich den Lenker dann von der Gabelbrille demontierte um ihn zurecht zu machen, sah ich, dass dieser im unteren Bereich einen Riss im Chrom besaß. Bei genauer Betrachtung dann die nächste Hiobsbotschaft - der Lenker war außerdem verbogen. Sicher hatte mein Sohn irgendwann einen Unfall und hierbei ist der Schaden entstanden. Also Biegeapparat von meinem Vater rausgesucht und den Lenker wieder in seine Ursprungsform gerichtet. Das bedeudete aber nun auch durch die Chromabplatzer, dass ich den Lenker zum Neuverchromen schaffen muss.
Auf dem Bild oben sieht man den restaurierten neu verchromten Lenker mit GS-Waffelgriffen, Alu-Brems- und Kupplungshebel, der Ballhupe, dem Auf- und Abblendschalter und die aus verzinkten Blech bestehende Kaltstarteinrichtung. (klick zum Vergrößern)
Der 2. Lenker:
ist ein hoher, verchromter, originaler Simson-Cross-Lenker mit geschweißter Mittel-Strebe und den Ohren für das Startnummernschild. Dieser war kurzzeitig vom Versuch am Fahrzeug angebaut worden aber weil ich einen Unfall hatte, der Lenker dann verbogen war, mir die Sitzposition mit dem hohen Lenker sowieso besser gefiel, wurde er abgebaut und wieder der hohe Lenker montiert. Heute besitzt ein Schulkamerad den Lenker, der sich eine GS 75 wieder aufbaut und Ihn nötiger braucht als ich.
Die Lenker-Armaturen:
stammen noch von der Zeit, als man aus Alublech die Hebel gebogen und mit Plastehüllen versehen hat. Beim Lack der Armaturenträger für die Griffe war ich mir nicht ganz sicher, ob diese mal Alabasterweiß, Tundragrau oder - wie meine - Schwarz waren. Es könnte sein, dass ich diese mal nachlackiert habe. Recherchen bei Simson haben ergeben, dass die Prototypen helle ALU-Armaturen besaßen. Bei den Versuchsmodellen kamen aber auch andere Farben zum Einsatz. Da die Alu-Teile nicht grundiert wurden, machte ich eine Kratzprobe, um festzustellen, ob unter der schwarzen Farbe ein hellerer Lack ist - und siehe da - es zeigte sich keine weiße Schicht unter dem Schwarz.
Das hieß jetzt für mich, eine schwarze Farbe finden, die von Simson verwendet wurde. Mit aller Warscheinlichkeit muss es das matte Rahmen-Schwarz gewesen sein, für das ich mich am Ende auch entschlossen habe, die Griffarmaturen so zu lackieren. Hierfür bestellte ich Alkytharzlack Seidenmatt in RAL9005 (Tiefschwarz), da mir die Farbe am nahesten an das orginale Finisch heran kam. Die Farbe kann mann dann ja auch noch für die zu erneuernden Rahmenteile verwenden und damit ist das Geld gut angelegt.
Die Alu-gebogenen Hebel wurden ausgebaut, die Hüllen abgezogen, gerichtet und das Alu poliert. Zum Schluss als Sicherung ein tropfen Sekundenkleber auf den Griff und die Hüllen wieder aufgesteck.
Bei den GS-Gummi-Griffen war der, der sich auf derm Drehgasgriff befand schon ziemlich abgegriffen. Nur gut, dass ich in meiner Ersatzteilkiste noch einen neuen Ersatzgriff für diese Seite hatte. So zog ich den abgwarzten Gummigriff vom Drehgasrohr ab.
P.s. - Drehgasrohr; für meinen Bootsmotor bestellte ich mal einen neuen Simson Replika-Drehgasgriff. Als ich diesen auf ein Lenkerrohr steckte, stellte ich fest, dass dieser sich schwer dreht - da half auch kein Fett. Ursache - das neue Rohr ist geschweißt oder Alu-Guss und hatte Innen noch eine häßlich Naht, die erst mit einer Rundfeile mühsam entfernt werden musste.
Bevor der GS-Gummi-Griff auf das Drehgasstück geschoben werden kann, muss zwischen Gasrolle und Gummi eine dünne Plastescheibe aufgesteckt werden. Ja - das war original mal so, damit der Gummigriff nach dem Aufstecken auf den Lenker nicht am Armaturengehäuse und dessen Halteklaue reibt und klemmt - kleine Ursache, große Wirkung ;-)). An manchen originalen alten S50 kann man das noch sehen, wurde dann aber später weggelassen. Leider gibt es diese auch nicht mehr im Zubehör und musste nachgebaut werden. So bohrte ich mit einem Dosenbohrer aus einer weicheren schwarzen DVD-Hülle eine 0,8mm dicke im Durchmesser passende Reibscheibe - da klemmt nichts mehr.
Auch der origiale Spiegel wurde wieder hergerichtet, der aus einem ca. 13cm langem abgewinkeltem Aluteil mit einem eingepressten 26mm Ø Rohr als Hülse für den GS-Gummi-Griff versehen ist und einem runden 95mm Plastegehäuse mit 90mm Spiegelglas bestand - sogar das Spiegelglas konnte ich neu bestellen, doch einen geeigneten Haltering Ø 95mm gab es nicht - nur gut das man Freunde hat die auch nicht alles wegwerfen. Die komplette Griffeinheit wird auf den Lenker aufgeschoben und mit einer M6-Schraube dann fixiert.
Zum Schluss wurde alles wieder montiert - nicht vergessen die beweglichen Teile zu fetten, damit sichs gut bewegen kann und nichts klemmt - fertig.
Die SIMSON GS Ballhupe:
Wie schon erwähnt, habe ich in einer Kiste meine original SIMSON-Ballhupe wiedergefunden - dachte ich zu mindest.
Leider war diese so sehr oxidiert, teilweise verbeult und ohne Gummiball, so dass ich sie restaurieren musste. Bei genauer Betrachtung während der Restauration fiel mir dann auf, dass das gefundene Relikt nicht meine Simson Ballhupe sein konnte - so sehr verbeult, ohne die Abdeckung (Röhrchen) der Vogelstimme und mit einem Eichenblatt auf dem Stimmblättchen - das kam mir spanisch vor und war mir dann doch ein Rätsel.
Recherchen ergaben, dass dies eine Riedel-Hupe war, die es zu DDR-Zeiten nicht mehr gab. Da wir mal in unserer Scheune eine NSU Qick von 1929 stehen hatten, konnte diese Hupe nur von dieser alten NSU stammen. Für diese Hupe besorgte ich dann einen neuen schwarzen Gummiball und passte ihn an die Hupe an. Die Ballhupe habe ich dann zum vernickeln zu einem Bekannten gebracht, der die Optik doch wieder sehr schön hin bekam. Von einem freundlichen Oldtimer-Sammler, erhielt ich die originale, zur Ball-Hupe passende Befestigungsschelle, die sich auch sehr gut wieder instandsetzen ließ.
Nun fehlt mir zur Hupe der Oldtimer - aber die NSU Quick besitzt jetzt mein Lackierer Christian - übrigens super restauriert und sieht eigenlich schon viel zu neu aus - für die olle Ballhupe.
Weil mir aber meine original Simsonhupe nicht aus den Kopf ging, suchte ich ab und an immer mal wieder nach Ihr. Irgendwann kam mir der Gedanke, dass mein Moped immer bei meinen Eltern in der Garage stand - auch zu Zeiten, als mein Sohn den S50 fuhr. Er hatte - um überhaupt eine Hupe am Fahrzeug zu haben - in den 90-er Jahren eine häßliche China-Fahrrad-Ballhupe an`s Mokick geschraubt.
So suchte ich in der Garage meiner Eltern und weil mein Vater nichts wegwirft, wurde ich auch prompt fündig - einzig - der benannte Ball fehlte.
Der originale grüne Ball war schon zu DDR-Zeiten nicht mehr zu gebrauchen gewesen - dieser war porös, hatte tiefe Risse bekommen und ist dann irgendwann ganz abgefallen. So ersetzte ich ihn damals schon, durch einen viel zu kleineren nicht originalen schwarzen Blasebalg.
Nun ging es darum, einen passenden Blasebalg für meine Ballhupe zu beschaffen. Dies erwies sich als seeeeeehr schwierig. Der Ball sollte grün sein, einen Durchmesser von ca. 65mm haben und in den 3cm großen vernickelten Befestigungsring passen. In diesem Ring befindet sich ein schwarzer Gummiring mit Nut, der den aufgeschobenen Ball im Messingring fixiert. Dann wird der komplette Ball mit dem fixierten Messingring auf die Vogelstimmen-Abdeckung (Röhrchen) aufgepresst und hält so bombenfest. Ein Ball, der diese Eigenschaften besitzt, war nicht zu beschaffen.
Bei 3-2-1 Eb@y fand ich dann einen Verkäufer, der wollte 65,- Euro + Versand für einen dem Original ähnlich aussehenden Gummiball haben - dass war mir für `nen Gummi ehrlich gesagt zu fett. Auch war es einer von der Bauart ohne Messingring (neue Ausführung) den hätte ich dann auch zerschneiden müssen. Im Internet fand ich dann einen Hersteller, der vulkanisiert alle möglichen Zubehörteile. Dort schickte ich eine Anfrage mit Bild und Maßen für das gesuchte Teil per E-Mail hin - und bekam eine Antwort - es gibt doch noch freundliche Menschen. Da das Unternehmen keinen Webshop besitzt, sollte ich meine Adresse ihm zu senden - er würde mir für die Versandkosten zwei Probebälle schicken - das war doch nett - oder? Kurze Zeit darauf ist ein Päckchen bei mir angekommen und ich machte es voller Erwartung auf. Darin befanden sich zwei ähnliche GS-Gummibälle nur im Durchmesser etwas kleiner - ca. 60mm - und der Originale hat eine etwas längere Flaschenform.
Nun hätte ich ja den Gummiball - so wie es die meisten Leute machen, weil ihnen sowieso der Ring fehlt - ohne Messingring auf die Hupe schieben können, aber der Ehrgeiz kam durch und so passte ich den Ball in den Messingring ein - so wie es original einmal war, polierte die vernickelten Messingteile mit etwas Elsterglanz und ferig war die restaurierte Ballhupe - optisch fast wie das Original. Wohl bemerkt - es handelt sich um eine seltene GS Simson-Hupe von 1975, die nicht das geprägte Logo von "VEB-Signal" aufweist aber definitiv eine originale ist. Bei meiner Hupe ist der Messingring im Durchmesser ca. 1cm größer und besitzt nicht den berühmten Rändelring zu Fixierung wie die VEB SIGNAL -Hupe.
Die Bilder von der Ballhupe - 1. unrestauriert - 2. restauriert - 3. Austauschball
Ein Problem habe ich noch; - wenn ich die Preise für so `ne Hupe im Internet sehe, frage ich mich ernsthaft, ob ich - wenn ich diese dann am Lenker montiert habe - nicht noch zusätzlich eine Alarmanlage dranbastel ?-)) - sonst sind ja bei den Preisen Heutzutage 200 Euronen nach einem schnellen Zugriff durch `nen Langfinger weg.