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DDR SIMSON Outfit

Eine kleine Hintergrundbeleuchtung zum Outfit zu DDR-Zeiten

Vorwort:
Wenn man heute im Internet so bissl  `rumliest denkt man, zu DDR-Zeiten sind alle mit `ner Plastehalbschale auf dem Schopf und `ner Plexiglasbrille umhergefahren - denn - da "Drüben" gabs ja nichts. Den Zahn kann ich - wer diese Ansicht vertritt - aber ziehen.
Das was hier im Internet als Motorradbrille echt DDR (Zeiss) verkauft wird, haben wir maximal zum Skifahren benutz, da diese bei Regenwetter nicht zu gebrauchen und auch ständig beschlagen war.
OWA Rennsport BrilleBesser war dann schon die RENNSPORT-BRILLE OWA der Fa. O. W. Wagner, Rathenow (Bild rechts).
Sicher war es schwierig, an geeignetes wetterfestes Equipment heranzukommen - aber es gab Leder- bzw. Lederolanzüge, Jet- (Cross-) Helme, dazu passende Brillen mit Sicherheitsglas(sogar für Brillenträger), feine gefütterte Leder- und Kunstlederhandschuhe und Motorradstiefel.
Teilweise wurden diese Teile importiert - im Westlichen Ausland oder den RGW-Staaten. Viele Jugendliche zogen den czechischen Jethelm mit Vieberglasgewebe einem einheimischen "Perfekthelm" schon wegen der Optik vor. Der hatte schon original so einen "schönen" schwarz-silbernen Rallaystreifen. Besser waren die Jugendlichen dran, die in einem Motorsportclub ihr Domiziel gefunden hatten. Hier gabs ab und zu schonmal `nen NOLAN- oder Römer-Helm mit passender Carrera-Brille. Ich habe damals zum Beispiel vom Simson-Versuchsbau eine wasserdichte Lederol-Motocrosshose mit Lederaplikationen gesponsort bekommen. Gerade bei uns in Thüringen wurden Klammotten und Ausrüstung von den Werksfahren, Geländesportlern und Motocrossspezialisten erworben. Jeder hatte zu mindest ein langes Cross-Schild am Helm und wenn es, weil keine Druckknopfbefestigung am Helm vorhanden war, (verbotener Weise) mit Schrauben am Helm befestigt wurde.

Meine persönliche Ausrüstung:

  • Kopfbedeckung:
    In den 70-er Jahren besaß ich anfänglich einen Jet-Helm der Firma Pneumant. Dieser war einfach zu handhaben, innen mit größenverstellbaren Lederfutter (das gleiche war auch im NVA-Stahlhelm) und gelochten Kinnriemen. Da dran war ein Cross-Schild aus Poliäthylen montiert, wie es die Werksfahrer in diesem Zeitraum besaßen.
    Weil in den 80-er Jahren sich das Inneleben von meinem Helm langsam verabschiedete, kaufte ich mir dann einen roten Crosshelm von Perfekt mit zwei beiliegenden schwarzen anklippbarem Cross-Schildern (eins kurz - eins lang) und mit Plastikschrauben befestigten schwarzen Kinnschutz. Diesen Helm fahre ich heute noch. Allerdings musste ich das innere 5mm starke Schaumpolster erneuern, weil es zerbröselt ist. Soweit ich weiß, wurde der Helm in vier Farben - weiß, schwarz, blau und rot - produziert und ist, weil er den neuesten Standards entsprach, auch ins westliche Ausland exportiert worden. Ein weißer Helm wäre mir damals lieber gewesen, den bekam ich aber leider nicht. Ich habe ab und zu im Internet geschaut, ob ich so einen Helm nochmal bekomme aber bis heute habe ich diese Bauform nur einmal noch gesehen und als ich dort anfragte war er schon weg.
  • Motorradbrille:
    Brillen besaß ich etliche und habe auch viele ausprobiert. Anfänglich versuchte ich es mit der Sportura VEB Rathenow mit auswechselbaren Plexiglas, die zwar schön in den Gesichtsausschnitt des Helmes passte, sich aber bei schlechtem Wetter als unbrauchbar erwies. Dann  versuchte ich es mit `ner czechischen OKURA - die war nicht viel besser.
    Danach besorgte ich mir eine schwarze OWA RENNSPORTBRILLE der Fa. O. W. Wagner Rathenow für Brillenträger. Diese war eigentlich das optimale für meinen Helm aber nach ein paar Jahren wurde das Gummiband schlaff, dadurch verlor ich sie währen der Fahrt und ich suchte nach einer neuen Brille.
    Nun entschied ich mich wegen des besseren Gummizuges für die Motorradbrille TROPHY mit angewinkelten Glasecken. Diese passt allerdings schlecht in den Helmausschnitt und wurde mir dann auch kurze Zeit später vom Helm gestohlen.
    Zuletzt kaufte ich mir dann eine rote SIX-DAYS-Brille mit Sicherheitsgläsern - wurde glaube ich auch in Rathenow in verschiedenen Farben (schwarz, weiß, rot und gelb) produziert. Diese besitze ich noch heute, ist optimal und gehört zu meinem Equipment.
  • Motorradhose:
    Da ich viele Kilometer mit dem S50 unterwegs sein musste, hatte ich am Anfang eine Wetterschutzhose aus Lederol (gummibezogener Stoff). Bei dieser verabschiedeten sich aber ständig die Nähte im Gesäßbereich - ich weiß nicht, wie oft die Hose repariert wurde.
    Als ich dann mal in der Versuchsabteilung wieder über meine kaputte Hose lautstark schimpfte, kam kurze Zeit später ein Mitarbeiter auf mich zu und steckte mir eine neue graue Hose in den Rucksack. In diesem Moment bekam ich noch garnicht mit, was ich erhalten hatte. Zu Hause dann sah ich, dass es eine echte Simson-Geländesport-Hose mit Velour(echt-)lederbesatz an Gesäß und Knien war. Diese begleitete mich viele Jahre auf meinem Moped. Selbst als in den 90-ern mein Sohn das Fahrzeug übernahm, nutze er die Hose intensiv. Allerdings litt dann bei Ihm die Hose etwas. Ein paar kleine Nahtstellen am Velourlederbesatz waren aufgegangen und das Innenfütter hatte einen Riss. Nur gut das es noch Schneidermeister aus DDR-Zeiten gibt, die so etwas auch noch nähen können. Dieses ist nämlich garnicht so einfach, da die Gummierung beim Nähen "schmiert" und die Fadenspannung dadurch nicht hält.
    Hier an dieser Stelle - VIIIIELEN Dank Roland, deine Arbeit ist top und das Resultat einmalig.
    ! Nebenbei ! - letzens hat jemand im Internet so eine komplette Geländesport-Kombi angeboten, mit Nolan-Helm, MZ-Brille, Jacke und Hose für sage und schreibe 1450,-€. - die ist doch tatsächlich gekauft worden???
  • Motorradjacke:
    Ähnlich wie bei der Hose erging es mir mit meiner gummierten Motorradjacke. Irgendwie hatte man Faden verwendet, der bei Feuchtigkeit verstockte und die Nähte dann auseinder fielen. Hilfe kam jetzt aus einer ganz anderen Richtung. Als ich wieder mal bei schlechtem Wetter eine längere Tour vorhatte (ich glaube ich wollte nach Altenburg und es goss wie aus Kannen), kam mein Vater zu mir und übergab mir - fast schon feierlich - seine altgediente Motorradjacke, die er in den 50/60-ern zu Rennen getragen hatte. Diese hatte seit 20 Jahren versteckt in einem Schrank gehangen und mir war schon bewußt, dass er sie nur ungern hergab. Das ich diese erst `ne Stunde einfetten musste, um sie wieder Wetterfest zu machen, war mir in diesem Moment egal.
    An dieser Jacke hängt der Enthusiasmus einer ganzen Jugend. Wenn ich die Jacke heute trage, erinnere ich mich immer an die vielen Momente, die mein Vater über seine "Motorsport- und Renn-Zeiten" erzählte. Mir fallen seine Geschichten wieder ein - wie er selber eine Kurbelwelle für die (Renn-) NSU bastelte, aus einem Blech per Hand eine ganze Motorradverkleidung heraustrieb oder `nen Alu-Motorblock aufschweißte um einen Rennzylinder montieren zu können. Heute noch liegen im Regal ein selbsgebauter KR50-Soemtron-Renn-Motor mit 5-gang Ziehkeilgetriebe, ein M54-Motor mit innenligendem Vorgelege (8-gang) oder ein frisierter Wiesel-Motorrollermotor mit Jawakurbelwelle, 175ccm-BK-Zylinder und selbsgebasteltem Zwangsgebläse, den er bis in die 80-er Jahre ca. 60.000km fuhr. Als Andenken liegt von Ihm natürlich sein echter schwerer Leder-Motorradhelm mit NSU-Logo und der passenden Brille bei mir ehrwürdig im Regal - und schön ist - dass ich heute noch seinen lebhaft-sprudelnden Erzählungen über seine aktive Zeit zuhören darf - danke.
  • Motorrad und Schuhwerk:
    Ja-ja, die passenden Schuhe sind immer ein Hurenkind beim Motorradfahren. Auch heute noch sieht man Fahrer mit schweren Kisten, mit ein paar Turnschuhen bekleidet, den Hahn richtig aufreisen. Bei mir ist die Erkenntnis relativ schnell gekommen, mir passendes Schuhwerk zum Motorradfahren zuzulegen. Als ich auf `ner Ölspur 20m auf der Straße langschlitterte und mein Fuss zwischen Auspuff und Straße eingklemmt schwere Verbrennungen davon trug, entschloss ich mich, mir endlich ein paar Stiefel zu kaufen. Da mein Nachbar gerade beim Wehrdienst war, bot er mir an, mir ein paar Offiziersstiefel mitzubringen - ich glaube ich habe ihm damals 20 Mark gegeben. Mit diesen bin ich dann zum Schuster (für die jugendlichen Leser - das ist ein Handwerker der Schuhe macht) gegangen und der hat mir dann dicke geeignete Sohlen angebracht. Diese Stiefel verwende ich noch heute - ist halt Qualität - mal etwas Lederfett und dann halten sie noch ewig.

Schlusswort:
Wie schon erwähnt, sollte man nie darauf verzichten, mit geeigneter Motorradbekleidung aufs Fahrzeug aufzusteigen und loszufahren.
A & O ist, dass man bei einem leichten Sturz soweit gesichert ist, dass man keine größeren Schäden davonträgt. Wenn manche Jugendliche - aber auch Alte - glauben, mit nem T-Shirt, kurzer Hose und Badelatschen mal schnell um die Ecke Einkaufen fahren zu müssen, kann das schon das letzte mal gewesen sein.
Helm ist absolutes MUSS!!! -Eine Echte Szene:
Bei einer Tour 1979 mit meinem Freund, sind er und ein Mädchen - die hinten auf dem Moped als Sozius mit aufgesetztem Helm, der aber nicht geschlossen war - saß, mitten in Suhl-Albrechts auf einer breiten Kreuzung beim Abbiegen weggerutscht - kein Baum, kein Schild oder Sonstiges in der Nähe. Nur durch den Aufschlag auf die Straße ist der offene Helm davongeflogen und der Kopf auf die Straße aufgeschlagen - sie hat diesen kleinen simplen "Wegrutscher" trotz schneller medizinischer Hilfe leider nicht überlebt. Mein Freund kämpfte ewig mit Eigenvorwürfen, obwohl ihn nur indirekt eine Schuld traf.
Auch kurze Klamotten und leichte synthetische Jacken können böse enden. Ich wollte im Sommer nur mal schnell zum 2 km entfernten Kumpel fahren, da kippt `ne Hausfrau in `ner Kurve ihr Wischwasser auf die Straße. Ich konnte garnicht so schnell gucken wie ich da lag. Ich hatte eine (immerhin gesteppte) Windjacke an - aber das Nylon verbrannte auf der Straße durch die Reibung - mein Hausarzt hat mir mit `ner Pinzette die Plasterester von der Haut gezogen und dann Monate lang Salbe auf den Arm geschmiert.
Was heißt das? - ich habe aus meinen Erfahrungen gelernt und fahre grundsätzlich nicht mehr ohne die passende Motorradkleidung. Sicher - die alte Motorradjacke hat keine Protektoren und der Helm keine CE-Zulassung. Aber - ich bin mit einem 60-kmh-Moped unterwegs und habe schon wirklich viele Stürze hinter mir - im großen und ganzen aber alles Rutschpartien, die meine Sachen ausgehalten haben. Und genau das soll so sein, einen Frontalcrash hält auch ein Motorradfahrer mit teuersten Klamotten zu 99% nicht aus. Und ehrlich gesagt - ich habe schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich bei `ner Probefahrt nur vor der Haustür nicht passen gekleidet bin - halt gebranntmarktes Kind.
(Bilder folgen)

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