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Reparatur Musima Lead Star IV

Optimierung einer Musima-Gitarre Made in GDR - 1999:
Eigentlich gibt es hier nicht viel zu sagen, weil nicht viel verändert werden musste, um ein gutes Instrument herzustellen.
Aber um die Gerüchteküche über die in der "Ostzone" hergestellten Gitarren und Instrumente ein für alle mal auszulöschen, habe ich mich entschlossen, über dieses Instrument hier ein paar Zeilen zu schreiben.

Vorgeschichte:
Musima Lead Star IVSeit Jahren bin ich immer gut mit meiner Ibanez-Custom zurechtgekommen. Erst als ich nun mal F@nderStrat-Sounds für manche Countrytitel benötigte, fehlte der Ibanez doch der gewisse schmatzende "Biss".
Ein Musikkollege bot mir dann im Jahr 1999 eine Gitarre zum Ausprobieren an. Er meinte, dass es nur `ne DDR-Klampfe wäre und er auf das Teil verzichten könne. Zumindest behauptete er, das Instrument lässt sich garnicht spielen - und so stand es jahrelang bei ihm in der Ecke.
Er erzählte mir aber auch, wie er zu diesem Instrument gekommen war - und das ist eine recht lustige Geschichte.

History einer LeadStar IV 1986:
Wie er mir erzählte, hatte er eine Mutter, die regelmäßig  - aus welchem Grund auch immer - in den "Westen" fuhr. Weil er schon immer scharf auf eine "gute" Str@t war, drückte er seiner Mutter ein Prospektbild von seiner heißbegehrten Gitarre in die Hand und sagte zu Ihr; "So eine bringst du mir mit".
Tatsächlich, als die Mutter wieder zurückkam, hatte sie ein großes Paket in der Hand. Voller Erwartung packte er es aus - und was soll ich sagen - im Paket befand sich eine DDR-Gitarre der Firma MUSIMA mit Aufkleber eines namhaften Musikhauses in Bamberg.
Klar, wenn man die Instrumente auf einem Bild vergleicht, ist der Unterschied nicht so sehr groß, und der Preis von nur 399,- DM war wohl hier für den Kauf entscheidend. So war er jetzt Besitzer einer Gitarre die zwar so aussah wie `ne Str@t aber keine war.

Gerüchteküche OST-Instrumente:
Musima Lead Star IVJa - was soll man sagen - im Internet liest man heutzutage viel von den aus Sperrholz oder gar Press-Pappe bestehenden Ost-Gitarren. Hier hört man von selbsternannten "Spezialisten" so Einiges über die schrottigen Osthölzer und Plastikteile. Das mag ja für mache Hersteller zutreffen - aber ganz bestimmt nicht für die Instrumente aus Markneukirchen.
Im Gegensatz zu westlichen Billiganbietern von "Hertie-Klampfen", versuchte man im Osten echte Qualität abzuliefern, sonst hätte man die Instrumente auch nicht exportieren können. Die Qualitätsansprüche der Importeure namhafter Kaufhausketten waren nachweislich sehr hoch angesetzt und wenn eine ganze Lieferung wegen eines kleinenen Lackfehlers auf einer Stichprobe zurückgekommen ist - was wirklich passierte - war der wirtschaftliche Verlust enorm. Die Instrumente wurden nämlich weit unter dem Herstellungspreis in das "Nichtsozialistische" Ausland, nur wegen der "harten" Devisen regelrecht verscherbelt.
Für den Ostbürger waren diese Instrumente garnicht zu haben - es sei denn, man hatte das gewisse Vitamin "B".
Allerdings gibt es auch positive Bewerter, wie hier auf  guitarmaniacs.de , der dann überascht feststellen musste, dass der Osten Gitarren bauen konnte.

Fakt ist, dieses Modell der Lead Star 4, im Sunburst-Layout mit 22 Bünden, habe ich noch nirgens wieder gesehen und sie scheint eine absolute Rarität zu sein.

Musima Lead Star IVDer Ausgangszustand der Lead Star IV:
Positives:

  • Was ich in die Hand bekam, war ersteinmal ein sehr solide verarbeitetes Instrument.
    Das Gewicht lies erahnen, dass hier beim Instrumentenbau massive Hölzer Verwendung fanden - musste aber noch geprüft werden.
  • Beim Ausprobieren funktionierte alles noch einwandfrei, keine kratzende Potis o.Ä.
  • der Hals war sehr konkarv gekrümmt aber in Ordnung,
  • die hartverchromten Teile hatten keinerlei Korrosion und waren 1A in Schuss,
  • die Bundstäbchen sind im Verhältnis zur Dicke unnormal Hoch, also kein Durchgreifen bis auf das Griffbrett, Malmsteen lässt ohne scalloped Griffbrett grüßen,
  • extrem-bendings sind durch den flachen Griffbrettradius bis in die höchsten Lagen ohne Sustainverlust möglich
  • die raffinierte Humbuckerschaltung lässt ungeahnte Soundmöglichkeiten zu

Negatives:

  • optisch wirkt die Musima etwas "plump" gegenüber einer Str@t, die dicken Cutaway-Hörner und das Flache 14" Griffbrett sehen nicht sehr "spiel"-gefällig aus.
  • auch die 3-farbige Sunburst-Lackierung ist optisch nicht so fein ausgearbeitet wie bei ihrem Orginalvorbild
  • das Tremolo lässt sich fast nicht drücken, scheinbar zu starke Federn für die Saitenstärke - und hieraus sicher schlussfolgernd - nach dem Betätigen des Tremolos stimmte die Gitarre nicht mehr
  • sehr unangenehm - an den scharfen Imbusschrauben für die Einstellhöhe der Böckchen, riss man sich beim spielen mit aufgelegter Hand den Handballen auf (das Problem hatte ich aber auch bei den originalen F@nder)
  • Abschirmung wurde hier wohl stark vernachlässigt, zwar ist das Trem mit der Masse verbunden aber in den Ausfräsungen ist keine Abschirmung erkennbar - es sei dennn - man hat hier Abschirmlack verwendet???
  • durch die starke konvexe Halskrümmung ist die Gitarre so nicht spielbar - aber das kann ja mit einer Trussrod-Justierung noch geändert werden,
  • durch die Höhe der Bünde im Verhältnis zu ihren Abrundungen an der Griffbrettkante hat man das Gefühl, man reibt sich die Finger auf
  • auch das Palisandergriffbrett zeigte eine sehr rauhe Holzstruktur, war also nicht poliert
  • Abdeckung für das E-Fach fehlte komplett


Musima Lead Star IVTechnische Details:

  • Bezeichnung  - Musima Leadstar IV / SNr. - 83 50 04
  • Body: 3-lagig Ahorn 8mm - Esche 30mm - Ahorn 8mm (hatten nur die Sunburst-Gitarren)
  • Hals geschraubt, Ahorn F@nder Stile, Trussrodschraube am Halsfuß
  • Griffbrett: Palisander, 22 Bünde Medium, 14"-Radius, 10 Perl-Dot-Inlays, Mensur 648mm
  • Sattel: Plast mit Graphitanteilen, eingesetzt ohne 0-Bund (F@nder-Stile)
  • Kopfplatte um 16mm abgesetzt / gerade wie bei F@nder mit Mechaniken 6 x Links und 2 Saitenniederhaltern für die 4 hohen Saiten
  • Mechaniken: MUSIMA (Kluson-Kopie) gekapselt, verchromt
  • Brigde: MUSIMA (Vitage-Trem Sr@t-Kopie) - aber - mit massiven Böckchen und Sustainblock aus massiven 12mm starken Messing, mit max. 5 Federzügen bestückbar
  • Tonabnehmer: HSH-Bestückung (Humbucker aus 2 Stk Singlecoil)
  • 5-Wege-Switsch für Schaltung H - H+M - M - M+S - S
  • 1 Miniswitch für die Splittung der Humbucker - insgesamt 9 Schaltungsvarianten
  • Regler 2 Stk;  1 x Volume 470kOhm + 1 x Ton-Poti 470kOhm
  • Knöpfe: Plexi-Black-Transparent Gibs@n-Stile
  • Saiten. noch original Monotex


Änderungen und Reparaturen:
Als Erstes mussten die Saiten runter, die zeigten Korrosionsspuren und konnten nicht weiter verwendet werden - logisch.
Arbeiten am Hals:
Musima Lead Star IVNun wollte ich mit dem Halseinstellstab den Hals gerade ziehen. Ein Nachlassen der Halsspannung war möglich aber ein Geradeziehen blieb erfolglos. Also - Hals abgeschraubt und nachgesehen woran das liegen konnte. Bei der Überprüfung habe ich dann festgestellt, die Trossrod-Mutter hatte auf dem Halsstab ihr Gewindeende erreicht.
Also einen Gitarrenbauer gefragt, was ich tun kann. Der hat mir dann angeboten, den Schaden zu beheben. Leider reichte mir die Vorspannung des Trossrod doch nicht aus und ich fragte einen Werkzeugmacher nach geeigneten Werkzeug. Bei ihm erhielt ich dann ein Spezialschneideisen in Hülsenform und einen Hohlfräser (Schaftfräser mit 6mm Loch und 12mm Durchmesser) .
Ich habe dann folgende Arbeiten am Halsstab durchgeführt.

  • Trussrodmutter demontiert
  • Mutterwiderlager am Halsende ca. 10mm in Richtung Kopfplatte ausgefräst
  • Gewinde (M6) mit speziellen Schneideisen nachgeschnitten
  • Neues Mutterwiderlager hergestellt und in die Ausfräsung eingepasst
  • Trussrodmutter montiert

Jetzt konnte die Halskrümmung Dank des längeren Gewindes wieder eingestellt werden
Weil der Hals nun schon einmal demontiert war, nahm ich mir 400-er Schleifleinen + Stahlwolle, pollierte das noch recht rauhe Palisander-Griffbrett bis es glänzte und behandelte es zum Versiegeln mit Griffbrettöl. 
Danach verrundete ich die äußeren Seiten der Bundstäbchen und polierte die Frets auf Hochglanz. Eine vorherige Überprüfung der Bundstäbchen ergab, dass ein Abrichten der Bünde nicht erforderlich war.
Da mir die Saitenhöhe am ersten Bund etwas zu hoch erschien, setzte ich gleich noch die Sattelkerben mit der jeweiligen Sattelfeile etwas tiefer.
Nun konnte der Hals wieder montiert und neue Seiten aufgezogen werden. Ich wählte hier einen original 09-er Saitensatz der Fa. F@nder.
Musima Lead Star IV TremoloArbeiten am Tremolo:

  • Zuerst sollte der richtige Radius des Steges auf den Halsradius eingestellt werden. Hierzu mussten aber vorher die viel zu langen Imbusschrauben für die Saitenreiter auf ein optimales Maß auf einer Drehbank gekürzt werden. Sie sollten nach der richtigen Höheneinstellung auf keinen Fall aus den Böckchen hervorstehen, damit sie beim Spielen nicht stören.
  • Wie Oben schon erwähnt, war der Federzug des Tremolos enschieden zu stark und konnte auch mittels Einstellen nicht veringert werden. Hier half nur ein Austausch durch andere Federn, das Reduzieren der Federanzahl oder Änderung des Federzugwinkels. Auch sollte ja erreicht werden, das die Tremoloplatte waagerecht zur Decke lag. Mehrfaches Ausprobieren mit verschieden Federn und deren Anzahl ergab dann passend zur Saitenstärke das Optimum - 2 Stück original Musima-Federn schräg gestellt.

Arbeiten am Body:
Musima Lead Star IV Trussrod-MutterUrsprünglich wollte ich den Body abschleifen und die Form an eine original F@nder anpassen. Weil der Lack aber noch sehr gut war (bis auf wirklich kleine Abplatzer) und das Instrument beim Spielen geradezu am Körper "klebte", entschloss ich mich, dem Instrument seine Originalität zu bewahren.
Die Sunburstlackierung wurde in Mehrschichtverfahren ausgeführt. Die ersten zwei Schichten - Gelb und Rot - waren mittels Beize direkt lasierend auf das Holz und die dritte Schicht  - Schwarz  - war mit schwarz eingefärbten Klar-Lack deckend aufgebracht. worden. So konnten die kleinen Lackplatzer einfach mit schwarz eingefärbten Nitrolack retuschiert werden.
Ein Überprüfen der Ausfräsung des Elektrofaches ergab, dass man hier tatsächlich Abschirmlack verwendet hatte und somit eine nachträgliche Behandlung nicht erforderlich war. So musste nur eine neue Abdeckung für dieses aus geeignetem Material hergestellt werden.
Arbeiten an der Elektrik
An der Elktrik mussten keine nennenswerten Arbeiten durchgeführt werden - einzig - die 6,3mm Klinkenbuchse (schon in Metallausführung) wurde von mir dann spater irgendwann gegen eine neue Switchcraft-Buchse ausgetauscht. Potis und Schalter funktionieren bis Heute noch Bühnentauglich.

Fazit:
Riesiger Sustainblock aus MessingHeute hat meine Musima Laed Star IV zwar durch den häufigen Bühneneinsatz schon wieder ein paar Dings & Dongs mehr auf dem Lack - aber sie ist mir ein absolut zuverlässiger Begleiter bei all meinen Live-Giggs.
Oft schon habe ich mit dem Gedanken gespielt, mir mal eine richtige originale F@nder zu holen. Doch alle Str@ts (auch richtig teuere Teile) die ich bis jetzt in der Hand hatte und ausprobierte, würde ich niemals-nicht gegen diese MUSIMA ein- bzw. austauschen.
Vom Sound her, hat sie meiner Meinung nach, sogar einige Vorteile. Sie reproduziert bei zurückgenommenen Volumenpoti, wie die originale auch, den typischen singenden Str@t-Sound. In der Humbuckerstellung verzerrt sie leicht und man hat schon reine grungelnde Overdrive-Töne. Die Wahl der Gitarrenbauer in Markneukirchen, die Humbucker mit zwei SingleCoil zu bestücken, mag wohl aus der Misswirtschaft der DDR-Produktion herrühren - hat aber speziell hier für dieses Instrument erhebliche Vorteile gebracht. Sie bringt in bestimmten Potistellungen - warum auch immer - sehr viele Höhenanteile, ähnlich einer Telec@ster. Rockige High-Gain-Sounds lassen sich genauso brachial verwirklichen wie country-typische cleansounds - für mich hat sie schon so etwas wie eine "Eierlegende Wollmilchsau" - wenn es so etwas überhaupt geben sollte.
Einzig was sie nicht tut, sind Sounds, die nicht percussiv klingen sollen. Ein Vergleiche mit einer PRS und meiner Ibanez-Custom zeigten das deutlich -aber hierfür benötige ich sie ja auch nicht.
Natürlich sind auch Extrem-Tremolo-Bendings mit dieser Bridge nicht machbar. Aber das funktioniert sowieso nur mit Superstrat-Bauformen + geeigneten Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und deshalb bau ich mir meine eigene MusicMan-PRS-Mixed-Guitar (lesen unter EIGENBAU PRS-MUSIKMAN).
Aber stimmstabil ist die Musima alle mal - das hat sie oft genug im Winter in kalten Kirchen bei Minusgraden bewiesen.

Die Bewertung eines Instrumentes:
singel coil SchaltungDas ganze Geschwafel über den Sound einer bestimmten Gitarrenmarke, von "Durchsetzungsvermögen" und "Solotauglichkeit" - find ich - ist alles Quatsch und kann ich nicht nachvollziehen.
Für ein akustisches Klassik-Instrument trifft das zu. Das musste ich bei meiner Amati-Geige im Orchester feststellen. Die war für SOLO-Stücke hervorragend geeignet - aber im Orchesterspiel musste ich mich mit meiner Spielweise auf Grund des durchdringenden Tones des Instrumentes, immer zurückhalten.
Ich hatte schon etliche E-Gitarren in der Hand, bei denen innerhalb einer Serie die Instrumente unterschiedlich geklungen haben, unterschiedliches Sustain besaßen und die Spielbarkeit von GUT bis GARNICHT gegeben war - selbst bei teuersten Gibs@n und F@nder-Serien.
Auch hatte ich schon die absoluten Billigprodukte in der Hand,  wo ich sagen mußte - klingt nicht schlecht  - wie bei meinem Eigenbauprojekt, bei dem ich nur den Hals und ein paar Hardwareteile verwende. Was die Haltbarkeit solch eines Billig-Instrumentes allerdings anbetrifft  - da bin ich mir nicht ganz so sicher.
Humbuckerschaltung MUSIMAAber bei einer E-Gitarre haben auch sonst so viele Faktoren für die Frequenzwiedergabe - angefangen von den Saiten bis hin zum Lautsprecher -  einen Einfluss auf das "Durchsetzungsvermögen", dass eine Qualitätsbewertung über diese Schine eigentlich nicht möglich ist. 
Man müsste alle zu testenden Gitarren unter gleichen Bedingungen ausprobieren - gleicher Amp, gleiche Temparatur, gleicher Raum usw.
Auch die Behauptung, ein Tonabnehmer klingt  "matschig" - na ja - kommt drauf an - für den Einen ist es der optimale Sound und der Andere mag es halt transparenter. Hinzu kommt die Spieltechnik, das verwendete Plectrum, die schon erwähnte Einstellung der Tonabnehmerhöhe und, und, und. - selbst die AMP-Einstellungen sind so variabel, das der eingestellte Sound sich durchsetzen kann oder aber im gemeinsamen Band-Spiel untergeht.

Für mich gilt: - ein Instrument muss meiner Spieltechnik und meinen Soundvorstellung gerecht werden - und sonst garnichts -  PUNKT

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