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Sitzbank polstern

 

Auch wenn es nicht der hype ist, eine Sitzbank neu zu beziehen, so möchte ich hier doch einige wichtige Details ansprechen.

Viel kennen es - man lässt das Fahrzeug im Regen stehen und will wegfahren. Man nimmt einen Lappen, wischt die Sitzbank ab und setzt sich aufs Moped. Huch - was ist das? - der Hintern ist mit einem Schlag nass, obwohl man den Sitz abgewischt hat.
Jetzt wird es höchste Zeit der Sitzbank einen neuen Bezug zu verpassen, weil der alte undicht ist. Beim genauen hinsehen erkennt man die kleinen Haarrisse, die das Wasser in den Schaumstoff eindringen lassen.

Weil bei der jetzigen Restauration meines Mopeds dies schon augenscheinlich war, habe ich im meinem Ersatzteillager nach einem Sitzbezug gesucht und fand auch noch einen originalen, gesteppten S50-Enduro-Bezug von DDR-Zeiten im Regal.
Erkennen kann man die Originalbezüge aus DDR-Zeiten an dem relativ grob genarbten Kunstleder und den 17 Stk. abgesteppten Querstreifen. Allerdings haben sich mittlerweile die Preise für eine intakte, komplette, originale Endurositzbank auf über 100,-€ nach oben bewegt - warum auch immer - billiger bekommt man diese einfach nicht mehr.
Natürlich kann man einen neuen Sitzbezug heutzutage auch überall im Handel für ca. 10,- € erwerben.
Erwähnenswert ist, dass diese neuere Enduro-Sitzbank nicht die originale auf meinem S50-Versuchsfahrzeug war und schon Ende 1981 ersetzt wurde, weil das alte Bodenblech der originalen an mehreren Stellen komplett gerissen und die Halterungen gebrochen waren. Aber einen Rückbau auf die originale flache Ausführung (ähnlich MZ) möchte ich nicht unbedingt durchführen, weil von mir der Komfort der Enduro-Sitzbank im Soziusbetrieb höher bewertet wird, als die Originalität des gesamten Fahrzeuges - d.h. - ich bin mir noch nicht sicher, ob ich die alte originale Sitzbank wieder restauriere.

Demontage der Bezugdecke:
S50 Sitzbank von UntenUm den Sitzbezug von der Sitzbank abnehmen zu können, muss diese natürlich vorher vom Fahrzeug demontiert werden. Auf der Unterseite der Sitzbank erkennt man dann, dass der Bezug von Blechlaschen rings herum und mit einem Nylonseil auf dem Trägerblech aufgespannt ist.
Zuerst trennt man die Zugschnur an der Hinterseite der Sitzbank, um die Spannung aus dem Bezug zu nehmen.
Dann biegt man vorsichtig die kleinen Haltelaschen (rote Pfeile)  mit einem flachen Schraubendreher von der Sitzbankkante weg - Richtung Mitte. Ist das geschehen, kann man den Bezug aus der Kantung des Bodenbleches ziehen und vom Schaumstoffkern trennen.

Das Bodenblech:
muss nun kontrolliert werden. Sind alle Halterungen noch in Ordnung, gibt es Risse im Blech, ist das Blech innen verrostet? Sollten irgendwelche Mängel zu erkennen sein kann man Fehlstellen schweißen lassen, oder man muss sich um ein neues Trägerblech kümmern. Wenn man jetz noch erkennt, dass der Schaumstoffkern auch schon sehr schlecht ist, sollte man sich lieber gleich eine komplette neue Sitzbank (50,- bis 60,- €) kaufen.
Ist das Blechteil ohne Mängel, biegt man die Haltelaschen so weit auf, dass der neue Bezugrand gut in die Nut gelegt werden kann.
Bei den originalen Bodenblechen wurde bei Simson auf die Falzkante, zum Schutz des Bezuges, ein Klebeband (Kantenschutz) aufgebracht. Meistens ist dieser von einem schlechten Zustand oder bei neueren Sitzbänken garnicht vorhanden. Wenn der Kantenschutz defekt ist, diesen vom Blech vollständig entfernen.
Zu 99% hat die Sitzbank Roststellen. Diese müssen mit einer Drahtbürsen gereinigt werden. Danach muss das Komplette Bodenblech mit Rostschutzfarbe versehen werden und ist neu schwarz zu lackieren.
Wichtig ist die Feststellung vor dem Kauf eines neuen Bezuges, um was für eine Sitzbank es sich handelt.

  • Sitzbänke z.B. für Star, Spatz, Schwalbe sind kürzer und haben an der Vorderseite eine rund genähte Sitzbankform.
  • Sitzbänke für das normale S50 haben einen flachen Sozius-Sitzplatz und waren meist nicht abgesteppt
  • Sitzbänke z.B. für die Enduro-Version und spätere Modelle besitzen einen Blechkeil auf dem Grudträgerblech zur Anhebung des Soziussitzplatzes.

Also sollte man beim Kauf oder der Bestellung genau darauf achten! Ein Enduro-Bezug lässt sich nicht straff auf einer normalen flachen Sitzbank aufziehen - bei einer alten Schwalbe sieht es schöner aus, wenn über dem Tunnel eine abgerundete Sitzbank tront. Für ältere Modelle gibt es dann noch um den Kantenschutz einen Keder, der mit in die Blechnasen über dem Bezug eingeklemmt werden muss - ist aber nur Optik - sieht gut aus.

Schaumstoffkern:
Ist der Schaumstoff bröselig oder durchgesessen muss dieser sowieso ersetzt werden. Sollte man feststellen, dass Feuchtigkeit im Schaumgummi steckt, diesen vorher unbedingt trocknen, weil bei Einbau von einem feuchten Teil das Bodenblech sofort wieder rosten wird und sich Stock- bzw. Schimmelflecken an der Innenseite des Bezuges bilden.

Montage des neuen Bezuges:
originale S50 Enduro Sitzbank OberseiteZuerst wird nach dem lackieren des Bodenbleches auf die Falzkante des Bodenbleches ein neuer Kantenschutz aufgeklebt. Ich habe das mit schwarzen, in schmale 2cm breite Streifen geschnittenen Gaffa-Gewebe-Band erledigt. Das verhindert das Durchschneiden des Lederbezuges an der scharfen Blechfalz.
Danach kann der Schaumstoffkern aufgelgt werden und man zieht den Bezug von Vorne nach Hinten über die Sitzbank. Hierbei ist zu Beachten, dass der Bezug genau Mittig sitzt - eine nachträglich Korrektur ist immer schwierig. Nun dreht man die Sitzbank auf den Kopf und legt sie auf ein stabile Unterlage. Mit Druck auf den Schaumstoffkern lässt sich der Bezug leicht um die Blechfalz legen und wir nun Stück für Stück mit der Nylonschnur gespannt. Ich habe hierfür einen Holzknebel (Rundholz 15mm Durchmesser) an der Schnur befestigt, der durch Drehen die Schnur im innern des Bezuges spannt. Ist die Schnur so gespannt, dass der Bezug ringsherum ca. 1,5cm um das Blech gezogen wurde, kann die Schnur unter der hinteren Halterung verknotet werden. Nun kann man die Schnurenden kürzen, an den Enden mit einem Feuerzeug verschweißen und beidseitig in eins der Löcher in das Bodenblech stecken. Schneidet die Enden aber nicht so kurz, dass Ihre bei eventuellen nochmaligen Öffnen des Knotens noch genug Mterial zum anfassen habt.
Jetzt werden von der Vorderseite her im Wechsel links und rechts, alle Blechnasen gegen die Falz des Bodenbleches gedrückt und so der Bezug eingeklemmt. Ich habe hierfür ein paar kurze Silikonschläuche - damit der Bezugsstoff und die Blechnasen nicht beschädigt werden - auf eine Zange geschoben und mit dieser die Blechnasen gegen die Falz gepresst.
Wichtig - zum Schluss werden in die runden Löcher flache Gummi-Auflage-Stopfen gedrückt. Diese liegen nach der Sitzbankmontage auf dem Obergurt auf, verteilen die Last und verhindern so das Durchbiegen und Brechen der Blechträgergrundplatte sowie der Befestigungspunkte. Wenn diese fehlen sollten, empfehle ich diese noch zu besorgen und zu montieren - es sind Cent-Artikel.
Wer Wert darauf legt, kann noch einen Sitzbankriemen montieren. Bis 1975 gab es diese in Kunstlederausführung mit zwei Ziernähten, danach waren sie aus Kunstoff. Der Riemen wird an der Unterseite der Sitzbank mit M6x16 Schrauben + Unterlegscheibe in den innenliegenden Löchern verschraubt. Zuerst wird die Riemen-Seite befestigt, die nur ein Loch hat. Dann steckt man einen 5mm Splinttreiber in das zweite Loch des Riemens auf der anderen Seite und spannt damit den Riemen auf die Sitzbank.
Nun kann in das noch freie Loch die zweite Schraube + U-Scheibe gesteckt und auf dem Sitzbankblech befestigt werden.
Simson S50 Enduro Sitzbank fertig gepolstertFerigstellung:
Um der Sitzbank die originale Optik zu geben, habe ich mich entschlossen, dieser einen originalen Bezug mit Rauten-Sruktur zu spendieren. Dieser sieht zwar nicht so sportlich wie der quergesteppte Enduro-Bezug aus, trifft aber das Original und den Zeitgeist von 1975 besser. Hierfür habe ich einen alten Schonbezug in Originaloptik vom Sattler auf die Größe der Endurositzbank anpassen und umnähen lassen. Unter diesem befindet sich natürlich noch der originale DDR-Endurobezug, der nun außerdem einen Schutz für die Ewigkeit erhalten hat. Schön auch auf dem Bild zu sehen - der originale wieder restaurierte Halteriemen noch aus Kunstleder mit den zwei Ziernähten.

Fazit:
Auf diese Art und Weise habt ihr für wenig Geld eine schöne - und vor Allem - eine wasserdichte Sitzbank. Dem Geschmack sind heute keine Grenzen gesetzt, da es die Bezüge in allen möglichen Farbzusammenstellungen gibt. Viel Spass und gutes Gelingen!

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